Vortrag von Prof. Vogl über den Hl. Augustinus


Festvortrag zum Renovierungsabschluss der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt von H.H. Professor Dr. Wolfgang Vogl über den Kirchenlehrer Augustinus in Niederviehbach.

H.H. Prof. Wolfgang Vogl bei seinem Vortrag im gut gefüllten Pfarrsaal in Niederviehbach


Niederviehbach. Die Augustinereremiten und Augustinereremitinnen haben die altehrwürdige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Niederviehbach erbaut, zusammen mit der Verlängerung des unteren Schwesternchores und des Sommerchores. In ihrem weit über 500-jährigen Wirken haben die Augustiner hierbei sichtbare Spuren hinterlassen. Anlässlich des Renovierungsabschlusses der Pfarrkirche hatte der Pfarrgemeinderat in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Dingolfing-Landau H.H. Prof. Wolfgang Vogl, eine Koryphäe in Sachen Augustinus, zu einem Vortrag gewinnen können. Der 51-Jährige Referent war unter anderem Pfarrer in Konnersreuth. Er stammt aus Straubing und studierte in Regensburg und an der Gregoriana in Rom Theologie und erwarb in Kirchengeschichte und Spirituelle Theologie das Lizentiat. Im Jahr 2000 wurde er in Spiritueller Theologie in Rom promoviert und habilitierte sich 2012 in Kirchengeschichte in Regensburg. Seit 2011 ist er Inhaber der Stiftungsprofessur Theologie des geistlichen Lebens in Augsburg. Am Bischöflichen Studium Rudolphinum im Priesterseminar ist er Dozent für Kunstgeschichte und Kirchengeschichte.

Nach einem Gottesdienst in der Klosterkirche referierte Prof. Wolfgang Vogl im Pfarrheim zum Thema „Vom „Sünder“ zum „Heiligen“. Die Bekehrung des hl. Augustinus. Geschichte und spirituelle Impulse“.



Die Bischöfe Ambrosius und Augustinus, links und rechts am Altar der Pfarrkirche Niederviehbach. Der hl. Ambrosius ist mit dem Bienenkorb dargestellt, der hl. Augustinus mit der Bibel und dem flammenden Herz, in dem Augustinus' feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt.

Im ersten Teil seines Vortrags ging Prof. Vogl auf die Lebensgeschichte des hl. Augustinus ein. Geboren wurde Augustinus 354 nach Christus als Sohn von Patricius und Monika in Thagaste in Numidien (heute Souk-Ahras in Algerien). Er war römischer Staatsbürger. Der Vater war Anhänger des römischen Götterglaubens, seine Mutter war Christin. Eine Kindstaufe gab es zu dieser Zeit bereits, war aber noch nicht üblich. Prof. Vogl wies darauf hin, dass zum damaligen Zeitpunkt die Taufe eine andere Bedeutung hatte als heute. Die meisten zum Christentum bekehrten Personen ließen sich erst auf dem Sterbebett taufen, um ohne Sünde in den Himmel zu gelangen, da eine Beichte alltäglicher Sünden, so wie wir sie heute kennen, damals nicht üblich war. Monika wollte ihn bereits als Jugendlichen für das Christentum gewinnen, als junger Mann entzog er sich jedoch dem Einfluss seiner Mutter und ging nach Karthago - dem heutigen Vorort von Tunis in Tunesien – und schließlich nach Rom und Mailand und führte fern der Heimat ein zunächst recht ausschweifendes Leben. So lebte er lange mit einer Konkubine zusammen, mit der er auch einen Sohn hatte. Seine ihm nach Mailand nachgereiste Mutter Monika machte schließlich ihren Einfluss geltend und überredete ihn, die Beziehung zu seiner Geliebten zu beenden und suchte ihm eine standesgemäße christliche Braut. Eine Hochzeit kam jedoch nicht zustande, da das Mädchen noch nicht heiratsfähig war. Er beschäftigte sich sehr mit dem asketischen Leben und der Philosophie Platons. In Mailand begegnete er Bischof Ambrosius, dessen Predigten ihn faszinierten. Aus diesem Grund setzte er sich zunehmend mit der Religion seiner Mutter auseinander. Im Jahr 386 erfolgte dann das Bekehrungserlebnis: Unter einem Feigenbaum liegend hörte er eine Kinderstimme, die sagte: „Nimm und lies…“. Er ergriff die Bibel und stieß auf den Satz: "Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, dass die Begierden erwachen. " (Röm 13, 13 - 14). Daraufhin war er zutiefst getroffen und bekehrte sich zum Christentum. Diese Szene ist in einem Deckengemälde im Pfarrhof in Alburg / Straubing festgehalten, das der Referent als Farbkopie für die Zuhörer mitbrachte. Augustinus gab nach diesem Erlebnis seine Stelle als Rhetoriklehrer in Mailand auf und führte ein asketisches, mönchisches und philosophisches Leben. Am 24. April 387 erfolgte in der Osternacht die Taufe durch Bischof Ambrosius. Anschließend kehrte er zunächst nach Rom, wo er die biblischen Schriften weiter studierte, und dann nach Afrika zurück. Dort wurde er 391 zum Priester und 395 zum Bischof geweiht. Dies änderte sein Leben nochmals. Seine frühere Tätigkeit als Rhetoriker half ihm nun sehr bei seiner neuen Aufgabe als Prediger. Als einer der größten Theologen der Kirchengeschichte entwickelte Augustinus eine Philosophie, die er in unzähligen Schriften festhielt, und die das abendländische Christentum tief beeinflusste. Gott selbst deutet Augustinus als eine in einer Dreiheit lebende und wirkende Einheit. Er behielt auch als Priester und Bischof das mönchische und asketische Leben bei, lebte mit den ihm unterstellten Priestern in einer klösterlichen Gemeinschaft, und verfasste zu diesem Zweck seine bekannten Klosterregeln. Augustinus starb 430 in Hippo Regius in Numidien, dem heutigen Annaba in Algerien.


Im zweiten Teil seines Vortrages gab Prof. Vogl den Zuhörern vier spirituelle Impulse mit auf den Weg:

Vorbereitung des Evangeliums. Das Evangelium sei vorbereitet, überall da, wo Wahrheit ist. In der römischen Antike, in der Augustinus lebte, war es die griechische Philosophie, die Weisheit der Griechen und Römer. Als Platoniker hat Augustinus den Sprung zum Christentum geschafft. Die griechische Philosophie hat ihn vorbereitet auf das Evangelium, und damit auf seine Taufe. Die Philosophie sei daher eine wichtige Voraussetzung für die Theologie und bis heute fest in der Ausbildung der Priester verankert, so der Referent.

Monika hat für Augustinus gebetet. Das Gebet für andere, d.h. das Fürbittgebet, ist eine große Macht. Prof. Vogl führte aus, dass es auch das Gebet seiner Mutter Monika war, das Augustinus zur Bekehrung geführt hat. Monika hat jahrelang für ihren Sohn gebetet. Ein inständiges Gebet, in das der Christ seine ganze Liebe legt, könne viel für andere bewirken. Im Gebet für andere sei ein Christ ganz für die Mitmenschen da. Damit sei das fürbittende Gebet ein Zeichen der Nächstenliebe, und könne einen geliebten Menschen geistig am Leben erhalten.

Die Bekehrung als Lebensform. Für Augustinus bedeutete die Bekehrung eine Lebensform, zunächst eine philosophisch-asketische, später als Christ eine mönchische. Christsein hieße, eine bestimmte Lebensform zu führen. Da habe sich etwas im Leben geändert, dass sich in der Lebensform ausdrücke.

Zusammenhang zwischen Taufe und Bekehrung. Bei Augustinus war die Taufe der Abschluss der Bekehrung. Man lebte aus der Taufe, und der Taufgnade, die im weiteren Leben aus der Eucharistie erhalten und genährt wurde. Heute sei es umgekehrt, so Prof. Vogl, die Bekehrung sei ein Prozess im Laufe des Lebens nach der erfolgten Taufe. Wir seien eingeladen, nach der Taufe, die heute meist in der Kindheit erfolgt, die Taufbekehrung nachzuholen. Dies sei im 17. Jahrhundert in Frankreich besonders lebendig gewesen, wo die Jesuiten als Prediger die Menschen zur Taufbekehrung zur Erneuerung ihrer Taufe aufriefen. Auch die heute übliche Erneuerung des Taufbekenntnisses in der Osternachtsfeier, die auf Papst Pius XII zurückgeht, sei diesem Aspekt zuzuordnen.

Prof. Vogl schloss den Vortrag mit dem Hinweis, dass kein Theologe jemals so die Gnade betont hat wie Augustinus, was aus seiner Lebensgeschichte verständlich gewesen sei. Entscheidend sei, die Gnade, die von Gott empfangen wurde, festzuhalten und zu bewahren. So könne man Augustinus als großen Bewahrer bezeichnen, der die Taufgnade von seiner Taufe im Jahr 387 bis zu seinem Tod im Jahr 430 zu bewahren versuchte.




Symbol an der historischen Tür zum Pfarrbüro im Pfarrheim Niederviehbach. Auch hier ist das flammende Herz dargestellt, das auf die ehemalige Augustiner-Klosterkirche verweist.



Bericht: Dr. Anne Weber, Dr. Christian Weber
Bilder: Dr. Christian Weber


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